Zum Hauptinhalt springen

lebensfreundlich statt familienfreundlich

Warum soll die Arbeitsumgebung familienfreundlich sein? Warum kann es nicht eine lebensfreundliche Arbeitsumgebung sein, die alle Lebensmodelle gleichwertig behandelt?

Work Life ist kein Familienthema, sondern geht alle Menschen an, die mit Arbeit für ihre Lebensfinanzierung sorgen müssen.

Die Attraktivität der Arbeitsplätze für unterschiedliche Zielgruppen wird in Frage gestellt, dabei aber der Fokus nur auf die grosse Gruppe der Menschen mit Familienverantwortung gelegt.

Was macht die Familienverantwortung so viel wichtiger als die Einzelselbstverantwortung?

Die „kleine“ Gruppe der Menschen ohne Familienverantwortung sind genau so auf attraktive Arbeitsplätze angewiesen.
Kinderfreie (beziehungsfreie) Menschen haben auch fixe Ausgaben, die im Einzelhaushalt ohne finanzielle Privilegien (Prämienverbilligung, Zweiteinkommen, Ausgabenteilung, Partner:innen Angebote etc.) verhältnismässig hoch anfallen.
Auch an der Verantwortung sparen kinderfreie (beziehungsfreie) Menschen nicht, doch die Auflehnung gegen hohe Pflichtausgaben bei Steuer und Sozialversicherung blieb bisher aus.

Warum also muss ein Arbeitsplatz familienfreundlich statt lebensfreundlich sein? Die Bezeichnung von familienfreundlich grenzt alle Menschen aus, die nicht in (eigener) Familie / Beziehung leben.

Arbeitger:in sollte grundsätzlich ein umfassendes Bewusstsein für die Vielfalt an Lebens- und Arbeitsumständen haben.
Die Familie hat ihre Bedürfnisse betreffend Kinderbetreuung und die Menschen ohne Familie haben ebenfalls Bedürfnisse. Werden die Bedürfnisse der Familie höher gewertet als jene der kinderfreien (beziehungsfreien) Menschen, so entsteht eine Hierarchie der Lebensmodelle. Das eine zu privilegieren und das andere zu vernachlässigen macht in einer Gesellschaft, die Diversität und Individualität anstrebt, keinen Sinn.

Das Beispiel eines städtischen Arbeitgebers. Der begründet das Anrecht auf unbezahlten Urlaub mit einer 10 jährigen Anstellung, gleichzeitig gewährt er aber mehr bezahlten Vaterschaftsurlaub und einen verlängerten unbezahlten Mutterschaftsurlaub. In diesem Privileg sind Menschen in anderen Lebensmodellen ausgeschlossen und benachteiligt.

Arbeitsplätze die sich mit sozialen Privilegien abheben ist nicht falsch und werden sicher sehr geschätzt, aber es darf nicht das eine Lebensmodell bevorzugt und das andere benachteiligt (vergessen) werden.

Fazit
Nicht die Privilegien sind falsch, sondern der Anreiz diese nur bedingt zu erhalten. Arbeitsplätze müssen nicht familienfreundlich, sondern lebensfreundlich werden.
Gefragt ist hier das Umdenken von kreativen, individuellen Menschen (Arbeitgeber:in) in verschiedenen Lebensmodellen mit gegenseitiger Akzeptanz, das ist für eine Zukunft mit gesunden Arbeitnehmer:innen unerlässlich.

Welche Arbeitsplatz Privilegien für kinderfreie Menschen kennst du?
25.10.2024